Den Tiefgang der Kogan-Aufnahme sucht man hier sicherlich vergebens – aber was für eine Performance Rabin hier hinlegt! Es sind denn auch vor allem die geigerischen Glanzmomente, die diese 1957er Aufnahme auszeichnen – im Gesamtbild sind andere grosse Einspielungen aus derselben Ära (Heifetz, Campoli, Ricci, Oistrach oder Francescatti) schlüssiger (dass er dennoch auch anders konnte, zeigte Rabin wenig später in seiner Mendelssohn-Einspielung). Aber die Kadenz des ersten Satzes und natürlich das furiose Finale sind Sternstunden des Violinspiels, eines hochromantischen Virtuosentums der Paganini-Tradition, das es heute so nicht mehr gibt und dessen letzter überragender Vertreter wahrscheinlich Michael Rabin war. Camille Saint-Saëns‘ „Introduction und Rondo Capriccioso“ ist denn auch das gar nicht so heimliche Hauptwerk dieser LP: Selten hat man die halsbrecherischen Arpeggien dieses Show-Stückes mit soviel Lust und Verve gehört wie hier, und hier zeigt sich auch – neben seiner stets stupenden Technik – Rabins grosses musikalisches Verständnis für diese besondere Art von Musik. © Janis Obodda
Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Violinkonzert op. 35
Camille Saint-Saëns: Introduction und Rondo Capriccioso
Michael Rabin; Alceo Galliera, Philharmonia Orchestra
Aufnahmejahr: 1957